Liebe Leserinnen und Leser,


heute ist zwar Mittwoch und mein Blogday, aber diese Woche ist mein Götterbote in der Unterwelt unterwegs und ich habe keine Zeit für einen schönen astrologischen Beitrag. Nächste Woche wieder. Deshalb bemühe ich einen Text von "Hesse" für heute:


"Übrigens ist es nicht meine Meinung, dass das Leben ein Vergnügen und zum Vergnügen sei - es ist ein Tatsache und ein Zustand, dem wir nur durch möglichst waches Bewusstsein höheren Wert geben können. Daher geht mein Streben nicht auf möglichst viel Lust, sondern darauf möglichst bewusst und möglichst wenig tierisch-unbewusst zu leben, ob das nun in Lust oder Leid geschehe. Darum lebe ich auch Zustände wie die in "Taedium vitae" ganz aus, und suche sie nicht durch Ablenkung zu umgehen. Außerdem bin ich von der Unentrinnbarkeit des Determinierten so gründlich überzeugt, dass ich Gutes und Schlechtes zwar nicht unbewegt, aber doch ohne Auflehnungsversuche hinnehme". (Hermann Hesse, aus "Die Hölle ist überwindbar").


So etwas was sagt einer, der den Jupiter im Schützen hat, am Schützeaszendenten.


Grüße von Siri

Kommentare

Mythopoet hat gesagt…
Das Leben, das ich selbst gewählt

Ehe ich in dieses Erdenleben kam
Ward mir gezeigt, wie ich es leben würde.
Da war die Kümmernis, da war der Gram,
Da war das Elend und die Leidensbürde.
Da war das Laster, das mich packen sollte,
Da war der Irrtum, der gefangen nahm.
Da war der schnelle Zorn, in dem ich grollte,
Da waren Haß und Hochmut, Stolz und Scham.

Doch da waren auch die Freuden jener Tage,
Die voller Licht und schöner Träume sind,
Wo Klage nicht mehr ist und nicht mehr Plage,
Und überall der Quell der Gaben rinnt.
Wo Liebe dem, der noch im Erdenkleid gebunden,
Die Seligkeit des Losgelösten schenkt,
Wo sich der Mensch der Menschenpein entwunden
als Auserwählter hoher Geister denkt.

Mir ward gezeigt das Schlechte und das Gute,
Mir ward gezeigt die Fülle meiner Mängel.
Mir ward gezeigt die Wunde draus ich blute,
Mir ward gezeigt die Helfertat der Engel.
Und als ich so mein künftig Leben schaute,
Da hört ein Wesen ich die Frage tun,
Ob ich dies zu leben mich getraute,
Denn der Entscheidung Stunde schlüge nun.

Und ich ermaß noch einmal alles Schlimme —
»Dies ist das Leben, das ich leben will!« —
Gab ich zur Antwort mit entschloßner Stimme.
So wars als ich ins neue Leben trat
Und nahm auf mich mein neues Schicksal still.
So ward ich geboren in diese Welt.
Ich klage nicht, wenns oft mir nicht gefällt,
Denn ungeboren hab ich es bejaht.

Hermann Hesse


***
Mit besten Grüßen
Mythopoet
siri hat gesagt…
Hallo Mythopoet, Du bist ein Lichtblick im Netz. Danke für den schönen Beitrag.
Gruß Siri

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