Chiron und der Wolf

"Die stärkste Emotion des Menschen, ist die Angst" … höre ich gerade aus dem Hörbuch "Angst" von Robert Harris. Dabei schneide ich Zwiebeln, koche und putze. Es ist eine Freude, mit einem gut vorgelesenen Hörbuch seine langweiligen Hausarbeiten zu verrichten. Ein sehr spannender Thriller um einen genialen Wissenschaftler, der eine Software entwickelt hat, die an den Börsen der Welt Milliardengewinne erzielt. Er hat eine revolutionäre Form des algorhythmischen Aktienhandels entwickelt. Künstliche Intelligenz und das Sammeln von Angstparametern im globalen Internet werden zu einer hochgeheimen Software verknüpft, die mit geradezu unheimlicher Präzision die Bewegungen der Finanzmärkte voraussagen kann.

Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen mehr Angst haben, als jemals zuvor. Wie kann das sein? Weil wir in einer Zeit leben, in der wir in einer nie da gewesenen Schnelligkeit Veränderungen ausgeliefert sind. Veränderungen und das Ungewisse machen jedem Menschen Angst. Wenn es um die Themen der Angst geht beschäftige ich mich, astrologisch gesehen, gern mit Chiron. Chiron der Heiler, der unheilbar Verletzte, der der uns lehrt, wie wir mit Verletzung und Angst umgehen können. 

Die Geschichte Chirons ist schon von Anbeginn tragisch. Saturn, sein Erzeuger, der sich normalerweise nie von den Trieben hinreißen ließ, konnte der Nymphe Philyra nicht widerstehen. Sie war so schön, dass es mit ihm durchging, er sich ihr in Gestalt eines Hengstes näherte und sie vergewaltigte. Das Kind, dass sie daraufhin gebar, war halb Pferd, halb Mensch. Es war Chiron, der einzige Halbgott unter den Kentauren. Chiron wuchs bei Apollon auf und wurde von den Göttern unterrichtet. Schon in seiner Zeugung liegt die Urverletzung des Chiron. In seinem Körper sind die unkontrollierbaren Triebe (Pferdeunterleib) und die Ausrichtung auf das Göttliche (menschlicher Oberkörper) vereint … die Zurückweisung der Eltern … ein Pflegekind der Götter. Seine unheilbare Wunde allerdings erhielt er aus Versehen in einem Kampfgemenge von einem Pfeil des Herakles, dessen Pfeilspitze mit dem Gift der Hydra (Skorpionenergie) getränkt war. Chiron beschäftigte sich mit der Heilkunde und wurde Lehrer der Helden und Götter. Er war der Lehrer von Achill, Herakles, den Argonauten, den Zwillingen. Er lehrte sie das Können, dass sie etwas beherrschen. Und das Ergebnis von Beherrschen ist das Üben. Er selbst konnte sich nicht heilen, aber er lernte, damit zu leben. Chiron, als Unsterblicher, opferte seine Unsterblichkeit für Prometheus, der nur so vom Felsen und dem leberfressenden Adler erlöst werden konnte. Durch diesen Akt ein Sterblicher geworden, konnte er endlich sterben und wurde somit von seinem Schmerz erlöst. Zeus, tief angerührt von seinem Opfer, hob ihn als Sternbild des Centaurus an den Himmel. 


Wenn wir uns dieses Sternbild anschauen sehen wir, wie Chiron mit den Füßen in der Milchstraße steht, die wie aufgewühlt seine Hufe umnebelt, er selbst hat eine Speer in den Händen und richtet die Speerspitze auf die Kehle des Sternbildes Wolf. Wir können nun mit diesem wunderbaren Mythos und dem Sternbild in viele Deutungsmöglichkeiten hineingehen. Mythen und Sternbilder sind ein unglaublicher Input für die Astrologie. Und heute gehen die Gedankenwanderungen zum Wolf. Wieso der Wolf? Wenn Chiron der Heiler ist und er auf die Kehle des Wolfes zielt … was hat uns das zu sagen? Chiron bändigt und heilt den Wolf in uns. Der Wolf, den wir aus den Märchen kennen ist einer, der Kreide frisst und mit schmeichelnder Stimme spricht, der im Schafspelz daherkommt, der die Großmutter frisst. Der Wolf der uns Angst macht, uns fressen will und wir merken es nicht, weil er sich verstellt. Der sich anschleichende Wolf der Worte (Chiron zielt auf die Kehle des Wolfs), Worte die uns glauben lassen, dass wir im Recht sind, wenn wir andere Völker überfallen … die uns glauben lassen, dass wir uns nehmen können was wir wollen, andere ausbeuten dürfen … es ist ja die Natur des Menschen, was sollen wir machen … retten wir unseren Pelz. Die uns glauben lassen, dass die alten Wunden nie heilen können, die uns Angst machen vor der Zukunft, die uns unsere Ängste vorführen … die uns immer in den gleichen Mustern reagieren lassen, die uns abhalten Veränderungen zuzulassen. ANGST vor Veränderung … sonst fress ich Dich.

Chiron der Heiler, ist ein Lehrer des Übens. Er lehrt uns die Tiernatur zu beherrschen und er lehrt uns, unsere Angst zu überwinden, damit wir reifen und wachsen … und die werden, die wir wahrhaft sind.


Im Horoskop können wir Chiron finden, im Tierkreiszeichen und Haus zum Zeitpunkt unserer Geburt. Er ist unser ganz persönlicher Coach, der uns hilft zu üben … unser ganz persönlicher Heldenlehrer. Hier mal wieder als kleine Gedanken-Anregung für das eigene Horoskop, Chirondeutungsmöglichkeiten in den Tierkreiszeichen.

Mit Chiron im Widder üben wir zu kämpfen. Hier lernen wir die wahre Kampfkunst. Wir kämpfen, ohne zu verletzen. Wir lernen mit Aggression angemessen umzugehen. Wir lernen, mit der Angst zu unterliegen, umzugehen.


Mit Chiron im Stier üben wir das rechte Maß des Besitzes. Wir besitzen, ohne andere zu berauben. Wir lernen mit Werten angemessen umzugehen. Wir lernen, mit der Angst wertlos zu sein, umzugehen.


Mit Chiron in Zwillinge
üben wir angemessene Kommunikation. Wir tauschen uns aus, ohne andere auszunutzen. Wir lernen Worte ohne Kreide zu sprechen und zuzuhören. Wir lernen, mit der Angst nicht verstanden zu werden, umzugehen.


Mit Chiron im Krebs üben wir, für uns zu sorgen. Wir stillen unsere Bedürfnisse, ohne die der anderen zu vernachlässigen. Wir lernen die echten Bedürfnisse von den verzichtbaren zu unterscheiden. Wir lernen, mit der Angst vernachlässigt zu werden, umzugehen. 


Mit Chiron im Löwen
üben wir, uns groß zu machen. Wir lernen in unsere Größe zu kommen, ohne andere als Bestätigung zu brauchen. Wir lernen zu uns zu stehen. Wir lernen, mit der Angst nicht beachtet zu werden, umzugehen.


Mit Chiron in der Jungfrau üben wir, uns in Ordnung zu bringen. Wir lernen unsere Eigenart zu entwickeln, ohne den anderen die eigene Ordnung aufzudrängen. Wir lernen, mit der Angst nicht okay zu sein, umzugehen.


Mit Chiron in der Waage üben wir, ins Gleichgewicht zu kommen und Konflikte auszuhalten. Wir lernen, uns nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, ohne den anderen zu verletzen. Wir lernen, mit der Angst vor Beziehung umzugehen.


Mit Chiron im Skorpion üben wir Konfliktfähigkeit und uns einzulassen. Wir lernen Macht zu übernehmen, ohne andere ohnmächtig zu machen. Wir lernen, mit der Angst vor Untergang und Ohnmacht, umzugehen.


Mit Chiron im Schützen üben wir Weitsicht. Wir lernen was wirklich wichtig ist, ohne andere zu missionieren. Wir lernen, mit Angst vor Bedeutungslosigkeit umzugehen.


Mit Chiron im Steinbock üben wir den eigenen Weg zu gehen. Wir lernen Verantwortung zu übernehmen, ohne die anderen zu bevormunden. Wir lernen, mit der Angst eingeschränkt zu werden, umzugehen.


Mit Chiron im Wassermann
üben wir wahre Freundschaft. Wir lernen der Gruppe zu dienen, ohne etwas zu erwarten. Wir lernen, mit der Angst nicht dazuzugehören, umzugehen.


Mit Chiron in den Fischen
üben wir, das Schicksal anzunehmen. Wir lernen mit allem was ist, einverstanden zu sein, ohne zu hadern. Wir lernen, mit der Angst vor der Vergangenheit umzugehen.


Das sabische Symbol des Chiron bei seiner Entdeckung am 1.11.1977 um 10:00 PST, in Pasadena auf 4° Stier lautet: Ein goldgefülltes Gefäß am Ende eines Regenbogens. Ist das nicht toll?

Herzliche Grüße von Siri

Wenn der Wind des Wandels weht,
bauen die einen Schutzmauern,
die anderen bauen Windmühlen.
Aus China

Kommentare

Schwech/Pefel hat gesagt…
Toller Artikel siri, Du hast die Legende auch verständlich gemacht.
TipTop!!!
Ich hab Chiron in den Fischen in Pluto-Opposition und quäle mich mit meiner MS-Diagnose - annehmen ist ja dann wohl die Nachicht des Kosmos.
Grüße von Nicola
siri hat gesagt…
Liebe Nicola,
Danke für das Lob.
Ich weiß, das alles sind nur Worte und sie helfen nicht wirklich, wenn es um das echte Leben und den echten Schmerz geht. Bei Deinem Chiron mischt ja auch noch Pluto mit.
Liebe Grüße nach Berlin
Siri

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