Tolstoi und die Jungfrau


Warum ist heute Tolstoi mein Thema? Ich habe den Film "Ein russischer Sommer" mit Helen Mirren gesehen. Der Film hat mich sehr berührt. Erzählt werden die letzten Tage von Tolstoi und seiner Frau Sophia nach 43 Jahren Ehe. Er will die Rechte an seinen Werken dem Volk vermachen und unterzeichnet dieses Testament auch, aber seine Frau wehrt sich wie verrückt gegen diesen Verlust. Schließlich hat sie ihm 13 Kinder geboren, die Texte von "Krieg und Frieden" 6 mal abgeschrieben, das Gut gemanagt und ihm den Rücken für sein Wirken freigehalten. Und nun sollen sie und ihre Kinder alles verlieren wofür sie gearbeitet hat. Sie wird verteufelt von seinen Anhängern und es geht um Liebe, um Leidenschaft, ums Festhalten und Loslassen, um Ideale, um Anhängerschaft, um Freiheit …. Großartig gespielt. Tolstoi ist in den Medien anlässlich seines 100. Todestag am 7.11.2010 überall vertreten.

Es scheint so, als wären wir wieder besonders empfänglich für die Themen des Volkes, von Gerechtigkeit, von Unterdrückung, Priviligiertheit, für Abhängigkeit von Obrigkeit, für Politik, für Adel, für Gleichberechtigung. In den Zeitungen stehen Headlines wie "der Zorn des Bürgertums auf die Politik", "Pseudodemokratie", "den Bürgern wird kein Gehör geschenkt".


Es gibt ein Horoskop von Lew Tolstoi, geboren am 9. September 1828, 22Uhr52 in Tula (siehe oben). Mir gefällt die Betonung von Jungfrau im 3. Haus und Pluto am höchsten Punkt des Horoskopes.

Jungfrau ist das Zeichen der Krise und Veredelung. Krise heisst übersetzt Entscheidung (trennen, unterscheiden). Hier kommt man in die Krise der Schuld. Jede Entscheidung ist auch eine Entscheidung gegen und für etwas, und wir machen uns immer schuldig. Lew Tolstoi war im Zwiespalt zwischen seiner Adligkeit, Herkunft, Frau und den Bauern und entschied sich ganz zuletzt, auch sein Heim und seine Frau zu verlassen. Um ihn gab es die Bewegung der Tolstoianer, die nach seiner Moral leben wollten, vegetarisch, in der Natur, gleichberechtigt und zutiefst pazifistisch. In der damaligen Zeit, muss das unglaublich verführerisch gewesen sein, kannte man doch nur Zaren, Adel und ausgebeutete Bauern.

Zur Jungfrau gehört der Mythos von Demeter und Persephone: Demeter ist eine dreifache Muttergöttin. Sie ist zuständig für die Fruchtbarkeit der Erde, die Jahreszeiten und der Bauern. In der griechischen Mythologie ließ sie das Korn reifen und herrschte über das Leben aller wachsenden Dinge. Alles hat seinen Rhythmus, alles hat seine Ordnung. Sie ist ein Abbild der Kraft der Erde selbst. Sie hatte eine Tochter genannt Kore, (griech. das Mädchen) die Jungfrau. Sie war ein hübsches unschuldiges Mädchen und sie durfte die Erde geniessen wie es ihr beliebte, mit einer Ausnahme, die Mutter verbot ihr, die Narzissen zu pflücken. Aber wie das nun mal so ist, Adam und Eva konnten dem Apfel vom Baum der Erkenntnis auch nicht widerstehen. Ein Verbot impliziert ein Tunmüssen, Neugier und die Erfahrung machen wollen, den Weg der Erkenntnis gehen. Also pflückte Kore die betörenden Narzissen. Die Erde tat sich auf und Hades kam aus der Unterwelt aufgestiegen mit 2 schwarzen Rossen und holte Kore in sein Reich. Dort gab er ihr einen Granatapfel, den sie aß und sie wurde seine Gattin. Ab diesem Moment hieß sie Persephone (griech. welche die Garben schlägt). Demeter allerdings suchte verzweifelt ihre Tochter und ließ die Erde verdorren. Sie bat Zeus um Hilfe, aber der kann seinem Bruder nichts befehlen, aber durch Verhandlung konnte er erwirken, dass Persephone 3/4 des Jahres auf der Erde bei ihrer Mutter sein kann, und 1/4 im Reich des Hades bei ihrem Mann. Demeter konnte diese Lösung aber nicht verwinden. Jedes Jahr wenn ihre Tochter sie verließ, ließ sie die Erde erkalten und mit der Rückkehr der Tochter kam auch der Frühling wieder.

In der Jungfrau geht es um die irdische Natur, um Pflege und Geduld, um den rechten Zeitpunkt, ums Reifen, um Rhythmus, um Schuld und Unschuld, um Realität um Trauer, das Wissen um den Hadesanteil in uns (das, was wir nicht anschauen wollen), ums Gedeihenlassen und Wiederggehenlassen. Es geht um die Weisheit der Natur, die in der Erkenntnis lebt, das alles im Kreislauf ist und zu seiner Zeit reift. Es geht um Notwendigkeiten, um Achtsamkeit, um Geduld.

Die Krise ist, den richtigen Zeitpunkt zu finden, es reifen lassen, es gehen lassen, alte überholte Zöpfe abschneiden, naturgegebene Veränderung zulassen, sich im Rhythmus befinden. Ich denke Tolstoi hat es wirklich versucht und ist mit seinem Beispiel vorangegangen. Dass Pluto (Hades) oben am höchsten Punkt des Horoskopes steht, (der damals noch nicht entdeckt war) weist besonders schön auf die Beziehung zwischen Demeter, Kore/Persephone und Hades hin. Durch Pluto wird der dunkle Anteil in uns sichtbar, dann wenn wir nicht mehr im Einklang mit der Natur (und damit auch unsere eigene Natur) und ihren Rhythmen sind. Wenn Herrschende an ihren Prinzipien festhalten, wenn es Zeit ist, Überholtes gehen zu lassen.


Grüße von Siri



PS: Auf der Webseite http://www.aphorismen.de finden Sie 411 Zitate und Aphorismen von Lew Tolstoi.

Erstaunliche viele, die ich der Jungfrau zuordnen würde wie z.B.:

Alles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann. ( Der Schlüssel zur Gelassenheit - Tolstoi)


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