Am Nullpunkt

Royal Observatory Sternwarte Greenwich foto©siri

Liebe Freunde des Astro-Salons,

da bin ich wieder … nach einer herrlich langen Sommerpause.  Aber wie und womit fängt man jetzt wieder an? Am besten mit einem lehrreichen Urlaubsmitbringsel. Ich war mit dem jungen Schützen in London … denn der junge Schütze hat ein großes Interesse an großen Städten, an den größten Wolkenkratzern, an Reisen, an olympischen Spielen, an luxuriösen Hotels, an gutem Essen … also, ich muss schon sagen, er ist schon ein recht typischer SCHÜTZE, der junge Schütze. Aber er ist auch großzügig und hat alles mitangeschaut was seine Skorpionmutter sehen wollte, und die wollte nach Greenwich. Sie wollte einmal auf dem Nullpunkt stehen … auf der Richtlinie für die Zeitmessung, sich den alten Astronomen und Himmelsbeobachtern verbunden fühlen, das altehrwürdige Royal Observatory genießen. 

Im südlichen Vorort von London … Greenwich (UNESCO Weltkulturerbe) … unterteilt der Nullmeridian die Erde in Osten und Westen. Es ist ja eigentlich Willkür, aber faszinierend ist es trotzdem. Wenn man sich auf die metallene in den Boden eingelassene Linie vor dem Royal Observatory stellt, kann man sich vorstellen, dass man sich genau auf dem Nullmeridian befindet, der den Nord- mit dem Südpol verbindet. Setzt man die Beine links und recht von der Linie, steht man mit einem Fuß in der Osthälfte und mit dem anderen in der Westhälfte des Planeten. 1884 legte die internationale Gemeinschaft auf der Meridiankonferenz in Washington D.C. mit Vertretern aus 25 Nationen den durch Greenwich verlaufenden Meridian als Basis des internationalen Koordinatensystems fest. Es gab auch andere Bewerber für den Nullmeridian, ganz besonders Frankreich wollte seinen "Pariser Meridian" durchsetzen, dies gelang jedoch nicht, Frankreich war sauer und enthielt sich zusammen mit Brasilien der Stimme. Mit dem Nullmeridian in Greenwich wurde auch das Maß der Zeitmessung dargestellt … seit damals steht die 
"Greenwich Mean Time GMT" synonym für die Weltzeit.

foto©siri

Das Royal Observatory ist Großbritanniens älteste wissenschaftliche Institution. Karl der II. ließ die barocke Sternwarte im Jahr 1675 errichten. John Flamsteed (1646-1719), der erste königliche Astronom, starrte jahrelang auf den nächtlichen Himmel, um eine Methode zur Berechnung von Längengraden zu erstellen. 
30 000 Beobachtungen später schuf er das erste moderne Fixsternverzeichnis sowie die Längengradbestimmung.  Die genau festgelegten Längenmeridiane waren enorm wichtig für die Schifffahrt, dank besserer Orientierung mithilfe dieses Netzes konnte sich das englische Imperium ungehindert ausbreiten. 

Anhand dieser genauen Orts- und Zeitbestimmung konnten nun auch Astrologen wesentlich genauere Horoskope errechnen … und im eigenen Horoskop sehen wir dann die Ortsangaben, wenn man z.B. in Karlsruhe geboren ist, mit 8°24 Ost (meint 8°24 östlich vom Nullmeridian in Greenwich) und 49° Nord (meint den Breitengrad nördlich des Äquators) angezeigt. Auch die Zeitzonen sind natürlich danach ausgerichtet. Eigentlich alles ganz einfach … am Nullmeridian fängt alles an … und Briten finden das auch Klasse, und so findet man den "ersten" Laden, den "ersten" Pub etc. nach dem Nullmeridian … sie sind halt die Ersten, die Größten, die Besten … sie haben es erfunden und sie haben die Queen, sie haben die Krone, sie haben die Medaillen :-)

Bis nächste Woche und herzliche Grüße von Siri

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