Spuren

Gestern im Kino gewesen. "Spuren". In den 70er Jahren bricht eine 27jährige junge Frau auf, um mit vier Kamelen und einem Hund Australien zu durchqueren. Ein wahre Geschichte. Und ich erinnere mich gut daran … damals, jaaaa daaamaaals … das Buch gelesen zu haben. Eine Geschichte, die ich fast nicht glauben konnte. Welchen unfassbaren Mut muss man denn da aufbringen? Heute - nach dem Film - wird mir einiges klarer. Es war eine Bestimmung, eine Suche, ein innerer Auftrag, es ging gar nicht anders. Eine sehr talentierte, aber durch den Selbstmord der Mutter traumatisierte Frau will nur eins … allein sein. Eine Sehnsucht nach Wüste, Weg und Klarheit treibt sie an. Die Tiere sind ihre Begleiter, besonders ein geliebter Hund. Allein von Menschen wollte sie sein. Der Film bringt all das und die Reise zu sich selbst sehr gut rüber und kommt ohne Crocodile-Dundee-Attitüden aus. Er ist einfach wahrhaftig, die Schauspielerin brillant, und so ist der Film auch keine Sekunde langweilig, obwohl wir zwei Stunden lang hauptsächlich eine Frau mit Kamelen durch die Wüste gehen sehen. Ein bisschen zuviel Kamele? Nein .... es ist eine echte Heldengeschichte. Die Heldin ist "Robyn Davidson" geboren am 6.9.1950 in Miles, Queensland Australien. Diese Reise bestimmt ihr Leben, ist die Tat ihres Lebens, und Grundlage für ihre spätere Tätigkeit als Reisende und Schriftstellerin. Während des Films denke ich "Wahrscheinlich hat jeder so seine Heldengeschichte in seinem Leben, eine Schicksalstat, ein Lebensumstand, einen Antrieb zu sich selbst. Ein Schicksalsschlag, der einen ins Leben bewegt, der den Helden in uns anregt". Es müssen ja nicht diese großen spektakulären Helden-Geschichten sein, wie einen australischen Kontinent zu durchqueren. Aber auch wir durchqueren Wüsten, seelische Wüsten, tiefe Täler, trockene und quälende Zeiten, getriebene Zeiten, Krankheit, Verlust des Partners, traumatische Kindheitserlebnisse. Nicht immer gelingt uns das Happy End, aber oft dann doch. Wir müssen uns nur aufmachen, die Kamele bändigen, satteln und selber gehen. Selber gehen ist sehr sehr wichtig. "Steh auf, nimm dein Bett und geh", sagt Jesus zum dem bettlägerigen Kranken und siehe da, er stand auf und ging. Das ist der Satz, der uns die Heilung bringt. Wir können uns selber heilen. Nicht aufgeben, sich nicht hinlegen, sich aufmachen, Vertrauen ins Schicksal haben. Und immer wieder begleitet dich auch einer, hilft dir. Letztendlich sind wir dann doch nicht allein, wenn wir denn nur gehen. Und unterwegs gibt es auch großartige Erlebnisse, Sonnenuntergänge und Sternenhimmel, Glück und Zufall und Liebe. Wir alle sind Helden und das Leben ist einfach großartig. Auch ich habe meine Heldengeschichte und seitdem bin ich bei mir angekommen .. . es ist, wie auf einer Hochebene gehen, man ist oben, die meisten Täler sind durchschritten, die Luft ist klar, der Weg liegt deutlich vor und hinter einem. Vielleicht mag es dem einen oder anderen langweilig erscheinen, ist es aber nicht. Es fühlt sich einfach nur richtig an. Auch das ist der Vorteil, wenn man ein heldenhafter Oldie geworden ist. Es liebt und geht sich so leicht. 

Robyn Davidson, geboren am 6.9.1950 in Miles, Queensland, Australien
Robyn Davidson ist Jungfrau. Ihr Weg ist die Heldentat einer Jungfrau. Jungfrau die lernt, ihre Unsicherheit zu überwinden. Die lernt den Boden zu beschreiten, die sich beschränkt auf das Notwendige. Die als veränderliches Erdzeichen weiß, dass die Erde nicht fest ist. Sie weiß, wie es ist, auf Sand zu gehen, sie spürt die Bewegung der Erdplatten unter ihren Füßen. In der Jungfrau wird das Licht geboren, so heißt es. Aber zuerst meistert die Jungfrau die bewegliche Erde. Vielleicht hat Robyn Davidson deshalb ihr Leben den Nomaden gewidmet, dem Thema Heimat als nichtstationärem Zustand. Sie hat die Heimat in sich selbst gesucht. Sie wollte sich befreien von ihrem Trauma. Jungfrau als Zeichen, das dem Skorpionzeichen so ähnlich sieht, hat doch einiges mit ihm gemein. Jungfrau ist das erste Krisenzeichen im Lauf durch den Tierkreis. Die Krise in sich und mit sich selbst. Sind wir in der Lage in der Jungfrau, dies zu erkennen, zu analysieren und zu meistern bedarf es der skorpionischen Krise nicht mehr. Die erfolgt nur als Maßnahme und Druck von außen, wenn wir die Krise in der Jungfrau verdrängt haben. Das ist der Schatten der Jungfrau, Feigheit vor dem Feind. Dann brauchen wir den Stachel des Skorpions. Robyn schreibt "Ich glaube nicht, dass die Reise einen besonderen Grund hatte - oder es waren so viele, daß es unmöglich ist, über sie zu sprechen. Ich war so lange isoliert, dass ich den ganzen Masochismus wahrnehmen konnte, der meine Beziehung zu anderen Leuten bestimmte, hauptsächlich zu Männern. Ich konnte selbständig und stark werden in meinem Innern. Draußen und in der Wüste verlor ich all die Abhängigkeiten, die die meisten Frauen von uns herumtragen". Robyn ist eine echte Jungfrau-Heldin, sie hat es ganz allein geschafft.
Wir lieben Heldengeschichten, regen sie doch den Held die Heldin in uns an. Ja … es ist zu schaffen. Toller, toller Film. 


Herzliche Grüße von Siri


Anna wusste, dass sie die Wüste durchqueren musste. Jenseits, auf der anderen Seite, waren Berge … purpurn und orange und grau. Die Farben des Traums waren außerordentlich schön und leuchtend … der Traum war ein Zeichen der Veränderung in Anna, in ihrem Wissen über sich selbst. In der Wüste war sie allein, und da gab es kein Wasser, und sie war von den Quellen weit entfernt. Sie wachte auf, mit dem Wissen, dass sie die Lasten von sich werfen musste, wenn sie die Wüste durchqueren wollte. 


Doris Lessing, Das goldene Notizbuch.

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