Provokation als Weg

Mal wieder was aus der Welt der Werbung. Derzeit sorgt die Firma Benetton nach langer Auszeit für Aufregung, indem sie unter dem Kampagnentitel "Unhate" sich küssende Politgrößen zeigt. Unter anderen ein Motiv, das am meisten für Aufregung sorgt -  der Papst im Kuss vereint mit einem muslimischen Imam. Aber auch ein sich mit dem nordkoreanischen Regierungschef küssender Obama, ist ein Aufreger. Tja, was soll man dazu sagen? Man versteht schon die Botschaft, wir sollen uns alle lieben, und die schlimmsten Gegensätze überwinden. Der Kuss als Symbol der Liebe, angelehnt an das Motiv des sozialistischen Bruderkusses "Breschnew und Honecker" … damals in echt. Die Fotos der Kampagne sind natürlich zusammenmontiert und bilden keine echten Küsse ab. Benetton hat angeknüpft an seine früheren Kampagnen der 80er und 90er Jahre des berühmten Fotografen Oliviero Toscani, und hat sich damit aus einem Tief der Bedeutungslosigkeit wieder in unser Gedächtnis gerufen. Aber warum gefallen mir die damaligen Kampagnen von Toscani besser? Weil das damals "echt" war. Toscani ist ein hochmotivierter Künstler, der die Werbung benutzt hat, um seine provokativen Botschaften zu kommunizieren. Dass Benetton dabei reich und weltweit berühmt geworden ist, war für ihn nur ein Nebeneffekt … er hat die Pullover benutzt um seine Botschaften zu transportieren. Toscani hat sich 2001 mit Benetton überworfen. Die jetzige Kampagne ist also haus- und nachgemacht und nicht von Toscani, hier dient - umgekehrt - die Botschaft den Pullovern.

Am Wochenende kam bei arte ein Film über den inzwischen 68-jährigen Toscani, Wiederholung am 6.12. 2011 um 11Uhr30. Er ist ein Vorreiter der Anti-Werbung, der an die Grenzen der glatten Bilderwelt der Werbung geht. Wir erinnern uns an Motive wie: "das blutdurchtränkte T-Shirt eines kosovarischen Soldaten", "das magersüchtige nackte Model zur Modemesse in Mailand", die "weiß gekleidete Nonne, die einen schwarzen Priester küsst", die Kampagne "Black and White", "die Abbildung zum Tode Verurteilter in USA", "HIV-Infizierte" … alles echte Motive, keine Montagen. Hier ist Werbung nicht Verführerin, sondern Aufklärerin. Von Toscani stammen Aussagen wie "Provokation ist etwas Göttliches", "Provokation ist das Einzige was die Menschheit braucht", "das ist mir doch egal, was man über mich denkt" … sein Weg ist es, über die Welt der Bilder, zu provozieren. Wir - die wir uns mit Astrologie beschäftigen - sehen da natürlich eine eindeutige Entsprechung zum Prinzip des Wassermanns und des Uranus. Da ist es doch mal wieder interessant das Horoskop eines solchen Provokationenliebhabers anzuschauen. Oliviero Toscani ist geboren am 28. Februar 1942, in Mailand, Geburtszeit ist unbekannt, wir haben also leider nicht Kenntnis über seinen Aszendenten.


Mit Sonne im Fisch und Mond im Löwen geht er den Weg des Künstlers. Merkur (Kommunikation) und Venus  (Kunst) stehen im Wassermann. Wassermann, das Prinzip von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Toscani kommuniziert diese Botschaften, indem er Finger in Wunden legt, über seine Kunst. Mars steht im Stier, aber in Konjunktion mit Uranus. Das ist ein Aufmischer, ein Provokateur. Er will stets das Experiment und beschäftigt nur junge Leute, die nicht älter als 25 Jahre sind, da diese noch den unverbrauchten unschuldigen Mut haben. Er arbeitet auch heute noch intensiv in diesem Sinne, allerdings für andere Marken.

Ich gehe mal davon aus, dass sich die Kusskampagne schnell verbraucht, dafür ist sie denn doch zu harmlos. Lediglich der Papstkuss hat für Furore und einen Aufschrei gesorgt, dafür ist der Papst immer gut, da kann man nichts falsch machen.

Euch einen ganz unprovokativen herzlichen Gruß von Siri



Kommentare

Mythopoet hat gesagt…
*Der Kuß:
Ausdruck eines Eindrucks
durch Aufdruck mit Nachdruck*

Hallo Siri,

im besten Wortsinne wird pro-voziert
(hervor-gerufen) das gesunde Empfinden,
daß es sich zumindest bei den Polit&Promi-Küssen
handelt um Judas-Küsse..



Mit besten Grüßen
(In Küssuaheli: CousCous)
Mythopoet
siri hat gesagt…
Dafür einen :-x
movidora hat gesagt…
Meiner Meinung nach entsteht die Provokation dadurch, dass durch die Verbindung von einem banalen Produkt mit
Fotos von realen todesnahen Situationen ( T-Shirt, anorektische Frau, sterbender Aidskranker) der unvorbereitete Passant aufgeschreckt wird. Die Fotos an sich wären sicher in unserer Zeit keine Provokation, würde Toscani sie in einem entsprechend betitelten Bildband herausgeben. Aber ob dieser Moment des aufgeschreckten Innehaltens vor dem Werbeplakat in irgendeiner Weise nachhaltig, aufklärerisch wirkt oder nur einen kurzen voyeuristischen Impuls auslöst, das wird wohl schwer zu belegen sein. Interessantes Thema zum Nachdenken!

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